Spatial Computing geht zurück auf die gleichnamige Diplomarbeit des MIT-Media-Lab-Alumnus Simon Greenwold aus dem Jahr 2003. In dieser definiert er den Begriff als „die Interaktion des Menschen mit einer Maschine, bei der die Maschine Bezüge zu realen Objekten und Räumen beibehält und manipuliert.“ Spatial Computing sollte „die seit langem bestehende Kluft zwischen den idealisierten Räumen der Computerwissenschaft und den komplizierten, unübersichtlichen Räumen der realen Welt“ überwinden. Der Raum als Rechenmedium sollte zurückerobert werden, damit Maschinen zu vollwertigen Partnern in unserer Arbeit und unserem Leben werden. Über die Jahre nahm die Vision des Spatial Computing zunehmend Gestalt an, doch es benötigte erst Fortschritte in den Bereichen künstlicher Intelligenz (KI), Kamerasensoren und Computer Vision sowie dem Internet of Things (IoT) bzw. Industrial Internet of Things (IIoT) um Umgebungen, Menschen und Objekte entsprechend zu überwachen und zu steuern. Augmented-Reality(AR)-Anwendungen ergänzen zudem den realen Raum durch digitale Informationen, wodurch Anwender eine passende Benutzeroberfläche erhalten. Spatial Computing erleichtert bereits unseren Alltag durch Staubsaug- und Rasenmähroboter oder die Echtzeitnavigation im Straßenverkehr. Zukünftig werden wir uns durch Spatial Computing in autonomen Robotaxis fortbewegen. In der Arbeitswelt entsteht eine neue Form der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. In Fertigungshallen werden Roboter in die Lage versetzt automatisch zu erkennen welche Werksarbeiter Hilfe, etwa beim Transportieren schwerer Lasten benötigen. Statt einen Roboter aufwendig für eine neue Aufgabe zu programmieren, kann er nun einfach durch Gesten von jedem Werksarbeiter gesteuert werden. Konzepte wie Same-Day-Delivery werden durch hochautomatisierte Lagerabläufe ermöglicht. Noch steht Spatial Computing ganz am Anfang, doch die potenziellen Anwendungsfälle, die den Geschäftswert von Produkten, Prozessen, Menschen und Orten steigern sind unzählig. In dem Maße wie sich IoT, AR und KI durchsetzen und damit neue Quellen für Standortdaten erschließen, rückt Spatial Computing zunehmend in das Blickfeld von Unternehmen und Investoren. Hier sind drei Aktien, die Anleger in diesem Kontext jetzt auf dem Schirm haben sollten.
PTC (WKN: A1H9GN ISIN: US69370C1009)
Das in Boston ansässige Unternehmen betreut Kunden bei der Entwicklung, dem Betrieb und dem Service von Produkten in globalisierten Fertigungssektoren. Die IIoT-Plattform ThingWorx begegnet dabei gängige Herausforderungen in verschiedenen Branchen. Egal ob Remoteüberwachung und -Wartung, Mitarbeitereffizienz oder Asset-Optimierung – Kunden werden schnell und einfach in die Lage versetzt mit Daten aus vernetzten Produkten und Systemen passende Lösungen herbeizuführen. Zudem stellt PTC mit Vuforia eine umfangreiche und skalierbare AR-Plattform zur Verfügung. Zu dieser gehört auch die Vuforia Spatial Toolbox, eine leistungsstarke Open-Source-Umgebung mit vorgefertigten Anwendungen und Entwicklertools, einer intuitiven Benutzeroberfläche sowie einer vereinfachten IoT-Konnektivität. Die Toolbox ist in der Lage auch komplexe räumliche Probleme zu lösen und wurde eigens entwickelt, um den Entwicklungsaufwand für die Erstellung von Prototypen innovativer AR-Anwendungen zu erleichtern.
Matterport (WKN: A3CVYR ISIN: US5770961002)
Matterport ist führend auf dem Gebiet der Digitalisierung und Indexierung von Gebäuden. Mit 360°-Kameras und einer umfassenden 3D-Datenplattform ermöglicht das Unternehmen die Erschaffung eines akkuraten und realitätsnahen digitalen Zwillings, zum Entwerfen, Bauen, Betreiben, Bewerben und Verstehen von ganzen Gebäuden oder Teilbereichen. Auf diese Weise verändert Matterport die Art und Weise, wie Häuser gekauft und verkauft, Einzelhandelsgeschäfte geplant, Hotels und Ferienhäuser vermarktet oder Design- und Bauprojekte abgeschlossen werden. Mit über 15 Milliarden Quadratmetern an Daten baut das erst 2011 gegründete Unternehmen an der größten digitalen Bibliothek von Raumdaten der Welt und stellt diese Unternehmen zur Verfügung. Millionen von Gebäuden nahezu überall auf der Welt wurden zu diesem Zweck bereits digitalisiert – von Wohnhäusern über Büros, Museen und Bildungseinrichtungen bis hin zu Fabriken, Krankenhäusern und Einzelhandelsgeschäften.
Jabil (WKN: 886423 ISIN: US4663131039)
Jabil nutzt eine Vielzahl von Technologien, um mechatronische Lösungen für autonome Roboter und Systeme anzubieten. Die Sensortechnologien von Jabil decken das gesamte Spektrum an Sensorfunktionen ab und überwachen jeden Prozess in Echtzeit. In einem ausgedehnten Kommunikations- und Datennetzwerk übermitteln Sie Informationen an miteinander verbundene Maschinen. Mit diesen Daten werden Roboter, die sich durch Deep Learning kontinuierlich selbst optimieren, in die Lage versetzt immer schneller Herausforderungen zu reagieren. Um Sicherheit bei der Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen zu gewährleisten sind die autonomen Systeme in der Lage eine unbeabsichtigte Anwesenheit sofort zu erkennen und ihre Bewegung zu stoppen. Fertigungsunternehmen sind durch die Lösungen von Jabil in der Lage die Kosten um 30 % zu senken und 30 % schneller zu arbeiten – und das bei einem deutlich geringeren Platzbedarf in der Fabrikhalle.
Der richtige Zeitpunkt ist jetzt
Aus einem Bericht des indischen Marktforschungsinstituts Zion Market Research geht hervor, dass der globale Spatial Computing Markt, der 2019 auf 22,22 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, bis 2026 voraussichtliche Einnahmen im Wert von 196,21 Milliarden US-Dollar erzielen wird. Genau der richtige Zeitpunkt also, für einen Investition in einen Raum voller Möglichkeiten.
Dieser Artikel erschien erstmalig auf trendbulls.com und wurde über nebenwerte-online.de verbreitet.
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