Geopolitische Unsicherheiten und die weltweite Knappheitslage bei kritischen Metallen gefährden die Produktion von HighTech- und Rüstungsgütern. Gerade in der E-Mobilität kommt es zu weiteren Preisanpassungen nach oben. Sektoren wie IT und Künstliche Intelligenz benötigen eine leistungsfähige Infrastruktur in Sachen Strom und Speicherung. Hinzu kommt die steigende Energie-Intensität der meisten Branchen, denn die abgeforderte Leistung klettert in immer neue Dimensionen. Spannend wird es daher bei den großen Fahrzeugkonstrukteuren. Wer kann seine Lieferkette stabilisieren, auch vor dem Hintergrund wachsender Handelskriege und Einschränkungen beim Export strategischer Metalle. Die Implikationen sind vielfältig und laufen durch viele Branchen. Wir blicken auf Vanadium, als den neuen Hoffnungsträger in der Dekarbonisierung und Innovation in der Batterie-Technologie sowie auf die jüngsten Trends in der E-Mobilität und der Defense-Industrie.
Trumps Zölle gefährden die Weltversorgung mit kritischen Metallen
Ob Elektroautos, Smartphones oder Windräder – kaum eine Zukunftstechnologie funktioniert ohne sie: Kritische Metalle wie Lithium, Nickel, Kupfer, Vanadium oder Seltene Erden. Doch die Jagd nach diesen strategisch wichtigen Rohstoffen wird zunehmend zur Achillesferse der Industrie. Lieferkettenprobleme, geopolitische Spannungen und Rohstoffkonzentrationen in wenigen Ländern wie China bringen Tech-Giganten und Autobauer gleichermaßen ins Schwitzen. Wer keinen gesicherten Zugang hat, riskiert Produktionsstopps, steigende Kosten und im schlimmsten Fall einen Rückstand im globalen Innovationswettlauf. Handelskriege und Zölle verschlimmern die Lage noch weiter, denn durch protektionistisches Handeln werden langjährige Partnerschaften auf die Probe gestellt. Donald Trump könnte sich mit seinen Strafzöllen selbst vom Zugang kritischer Metalle abschneiden, denn China besitzt über 85 % der Seltenen Erden und gut 50 % aller anderen wichtigen Metalle. Ohne Zugang zu kritischen Rohstoffen stoppt der Ausbau der E-Mobilität – sowohl auf OEM- als auch auf Zuliefererebene. Auch der Aufbau von Ladeinfrastruktur, Windkraftanlagen und Solartechnologie ist betroffen, da Leistungselektronik auf seltene Metalle angewiesen ist.
Vanadium wird schon lange in der Industrie eingesetzt. Automobil- und Maschinenbauer erkannten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die Zähigkeit und Dauerfestigkeit von Vanadium-Legierungen und verwendeten sie in Achsen, Kurbelwellen, Zahnrädern und anderen wichtigen Komponenten. Vanadium wurde zusammen mit Aluminium verwendet, um Titanlegierungen in Düsentriebwerken und Hochgeschwindigkeitsflugzeugen die erforderliche Festigkeit zu verleihen. Der Großteil des am Markt nachgefragten Vanadiums wurde historisch in der Stahlherstellung verwendet. Heute spielt es eine zunehmend bedeutende Rolle in der Energiespeicherung und der Dekarbonisierung – insbesondere in Form von Vanadium-Redox-Flow-Batterien (VRFBs). Sie gelten als eine besonders langlebige, sichere und skalierbare Speicherlösung. Anders als Lithium-Ionen-Batterien verlieren sie kaum an Kapazität über viele Ladezyklen. Sie sind ideal für die Zwischenspeicherung von Solar- und Windstrom, ein zentrales Problem bei der Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz. Die Nachfrage nach Vanadium wächst rasant. Wurden 2024 noch rund 23.000 Tonnen verbraucht, dürften es 2030 fast 140.000 Tonnen sein. Laut US Geological Survey dominieren Russland und China den Abbau des Rohstoffs. Von der geschätzten Minenproduktion von gut 100.000 Tonnen entfielen dem geologischen Dienst zufolge 70.000 Tonnen auf China und 21.000 Tonnen auf Russland.
VanadiumCorp Resources – Vanadiumbasierte Batteriespeicher im Fokus
Das Bewusstsein für das Potenzial für Vanadium in EV- und Energiespeicherlösungen erwacht gerade erst. Das bislang durch nicht-westliche Länder dominierte Metall könnte wesentliche Problemstellungen der Energiewende vereinfachen. Der kanadische Batteriemetall-Projektentwickler VanadiumCorp Resource (TSX-V: VRB; WKN: A40SL4; ISIN: CA9214283066) hat sich auf kritische Metalle im expandierenden Bereich der Energiespeicherung spezialisiert und will frühzeitig in den Wachstumsmarkt für Vanadium-Batterieanwendungen einsteigen. Derzeit arbeitet man am Aufbau der Minenproduktion ebenso wie an Produktionsanlagen für die Weiterverarbeitung zu Vanadium-Elektrolyten. Hauptinteresse ist der Aufbau einer neuen Generation von langlebigen Vanadium-Flow-Batterien (VFBs), welche auf die Dekarbonisierung der Stromnetze abzielen. Für die Lieferkette dieser VFBs will das Unternehmen hochreine Vanadium-Elektrolyte als Hauptbestandteil liefern. Das Vanadium soll dafür im Bergbau gewonnen und anschließend weiterverarbeitet werden.
Das Projekt Lac Doré in Quebec beherbergt hochgradige Vererzungen von Vanadium, Eisen und Titan, auch eine Pilotanlage zur Weiterverarbeitung hin zu Vanadium-Elektrolyten existiert bereits. Mittelfristiges Ziel ist es, sich zum Kernkomponentenzulieferer von Stromnetz-Batteriespeichern zur Sicherstellung und Verbesserung der Energieversorgung zu entwickeln. Auf Elektrolyte entfällt der größte Kostenanteil bei Vanadium-Flow-Batteriesystemen (VFB). Sie stellen einen kritischen Faktor für die Expansion des Markts langlebiger Energiespeicher dar. CEO Gilles Dupuis will deshalb frühzeitig in den wachsenden Markt für VFBs und in die Lieferkette mit Vanadium-Elektrolyten einsteigen. Dazu soll zunächst ein signifikanter Marktanteil bei Elektrolyten erreicht und danach die Rohstoffproduktion gestartet werden. Nach Darstellung des Unternehmens gehört Lac Doré zu den wenigen Vanadium-Ressourcen, welche erfolgreich auf die Einhaltung der Qualitätsanforderungen für vanadiumbasierte Energiespeicher getestet wurden.
Die vorliegende Ressourcenschätzung gilt mittlerweile als veraltet, weist allerdings im Hinblick auf Größe und Gehalte Ähnlichkeiten zu der Ressource des benachbarten Southwest Deposits von Strategic Resources auf. Der NPV (8%) dieses Projekts liegt gemäß der Machbarkeitsstudie von 2022 bei 1,9 Mrd. CAD nach Steuern mit einer Minenlebensdauer von 39 Jahren. Die Reserven liegen bei 127,8 Mt mit 0,46% V2O5 (in situ), 40,2% Fe2O3 und 7,8% TiO2. Dies ist weltweit eine der größten und mit 1,3 % an V2O5 hochgradigsten Ressourcen des Metalls. Mit dem Iron-T-Projekt befindet sich im Portfolio von VanadiumCorp noch ein weiteres Projekt, das 350 km westlich von Lac Doré im Minenbezirk Matagami liegt, derzeit aber keine Priorität besitzt. Schon vor der geplanten Rohstoffproduktion hat VanadiumCorp Kapazitäten für die Weiterverarbeitung errichtet. Das Unternehmen betreibt in Val-des-Sources in Québec eine Pilotanlage zur Herstellung hochreiner Vanadium-Elektrolyte. Im April 2024 wurde die Produktion mit einer erwarteten Kapazität von jährlich 300.000 Litern, die rund 5,7 MWh jährlich an elektrischer Energie in VFB-Installationen speichern können, gestartet. Das dafür notwendige Material bezieht man derzeit von US Vanadium, einem Großhändler für Industriechemikalien aus Arkansas. Die rund 10,7 Mio. Aktien der VanadiumCorp bewegen sich an der Heimatbörse in Toronto derzeit zwischen 0,11 und 0,12 CAD. Das Unternehmen hat einen ausgefeilten Meilenstein-Plan bis 2029 ausgearbeitet. Mit jedem Entwicklungsschritt wird die Aufmerksamkeit für die Aktie steigen und die Bewertung rasch nach vorne bringen. Vanadium-Redox-Flow-Batterien bieten innovative Vorteile gegenüber der Lithium-Ionen-Technologie!
BYD, Tesla und VW – Wer macht das Rennen in Europa?
Die Elektromobilität hat in Europa im Jahr 2024 einen erheblichen Dämpfer erhalten. Grund war die teilweise erfolgte Rücknahme staatlicher Förderungen und anderer Kaufanreize. Die Bundesregierung strich die sogenannte Umweltprämie von bis zu 9.000 EUR schon Ende 2023 aus dem Förderkatalog, andere EU-Staaten folgten in 2024. Neben den öffentlichen Förderungen ist aber auch der Fortschritt in der Batterie-Technologie als Wegweiser in der Mobilität zu verstehen, denn immerhin könnten Käufer bis 2035 noch auf die bewährten Verbrenner zurückgreifen. Einige Technologien sind bereits auf dem Weg, die Attraktivität der Stromer zu erhöhen.
Derzeit bieten sich die Elektroauto-Hersteller einen erbitterten Preiskampf. Chinas führender NEV-Hersteller Build Your Dreams (FRA: BYDDF; China: BY6; WKN: A0M4W9; ISIN: CNE100000296) wird bis 2026 sein Werk in Ungarn fertigstellen und umgeht damit die EU-Zölle von derzeit 17 %. Der aktuelle Zollaufschlag führt aber nur dazu, dass der bisherige Preisvorteil der BYD-Modelle sukzessive schwindet, technologisch besteht gegenüber dem Massenhersteller VW ein Vorsprung von etwa zwei Jahren. Für das erste Quartal 2025 wird von Analysten ein Nettogewinn von 8,5 bis 10 Mrd. Yuan erwartet, was einem Anstieg von 86 bis 119 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Gesamtjahr soll die Produktion um etwa 25 % auf 5,5 Mio. Einheiten steigen.
VW (XETRA: VOW3; WKN 766403; ISIN: DE0007664039) hatte zuletzt wieder etwas bessere Zahlen vorlegen können. Bei den Auslieferungen zeichnen sich zwar Rückgänge in China ab, welche jedoch durch Zugewinne auf anderen Märkten ausgeglichen werden konnten. Der Absatz von Elektroautos des Volkswagen-Konzerns stieg in Europa in Q1 um 113 %, womit der Konzern im Bereich der Elektromobilität mit einem Marktanteil von 26 % europäischer Marktführer ist. Dabei waren unter anderem die Modelle VW ID.7 Tourer und der Audi Q6 e-tron beliebt. Die Aktie von VW handelt bei rund 86 EUR mit einem KGV 2025e von 3,5. Anscheinend trauen Anleger den Wolfsburgern keinen Turnaround zu. Die aktuelle Zollpolitik könnte das US-Geschäft in der Tat zum Erliegen bringen.
Tesla Motors (NASDAQ: TSLA; WKN: A1CX3T; ISIN: US88160R1014) hat seit den politischen Aktionen von Gründer Elon Musk eine Kehrtwende erleben müssen. Die Umsätze gehen regional um bis zu 60 % zurück, in den USA nimmt der Vandalismus gegenüber der Marke ständig zu. Zwar war im März nach der Einführung des neuen Tesla Model Y wieder ein Anstieg der Neuzulassungen zu verzeichnen, in Summe überwiegt jedoch ein kräftiges Minus. Nur knapp 5.000 Neuzulassungen verzeichnete der US-Pionier hierzulande im ersten Quartal, vor einem Jahr waren es noch 62 % mehr. Auch in China gibt es offenbar massive Probleme, hier allerdings in erster Linie wegen des ausufernden Zollstreits. Tesla hat den Verkauf der Modelle X und S daraufhin gestoppt. Da die Fahrzeuge in den USA gebaut werden und auf dem Seeweg nach China exportiert werden, sind die Modelle nach einer Preissteigerung inklusive Zölle von 125 % praktisch unverkäuflich. Auf der Plattform LSEG gibt es 31 Kaufempfehlungen für BYD, das 12-Monats-Kursziel errechnet sich zu 450 Yuan. Für Tesla sind immer noch 26 von 54 Analysten positiv, was für ein Wunder! Es wird ein Durchschnitts-Kursziel von 310 USD formuliert, gestern eröffnete der Kurs bei 262 USD und sackte sofort auf 248 USD durch. Vorsicht an der Bahnsteinkante!
Rheinmetall und Airbus – Höher, weiter, schneller
Rüstungswerte stehen im aktuellen Umfeld von geopolitischen Konflikten fundamental im Fokus, denn es werden durch die Sonderverschuldung aus Berlin stark steigende Umsätze erwartet. Auch wenn die Unternehmen die jüngste Korrektur erfolgreich gemeistert haben, rückt die Lieferketten-Problematik wieder stark in den Fokus. Der europäische Flugzeugbauer Airbus (FRA: EAD; WKN: 938914 ISIN: NL0000235190) ist abhängig von tausenden Zulieferern weltweit, besonders für Kabinenelemente, Strukturteile, Elektronik und Triebwerkskomponenten. Wegen der allgemeinen Teuerungstrends leiden vor allem europäische, mittelständische Zulieferer aber unter Personalmangel, hohen Energiepreisen und Materialknappheit – was Lieferverzögerungen und geringere Ausstoßraten zur Folge hat. Airbus wollte bereits in 2024 die A320-Produktion hochfahren, wurde jedoch mehrfach durch fehlende Komponenten u. a. Kabineninterieur, Halbleiter und Kabelbäume ausgebremst. In der Folge wurden die Investitionen in Lagerkapazitäten und digitale Lieferkettenüberwachung hochgefahren. Das hat Geld gekostet und den Kurs von 180 auf unter 130 EUR gedrückt. Nach einer Erholung und der nachfolgenden „Zoll-Korrektur“ stand der Kurs auch gestern wieder bei 139 EUR. Das aktuelle KGV 2026e ist auf 17 gerutscht. Die Aktie dürfte als Defense-Titel immer wieder in den Fokus rücken. 16 von 22 Analysten auf der Plattform LSEG empfehlen die Aktie zum Kauf mit einer durchschnittlichen Kurserwartung von 182,50 EUR. Vom heutigen Niveau sind das immerhin 30% Aufschlag.
Höher, weiter, schneller geht es derzeit beim Düsseldorfer Rüstungs-Konzern Rheinmetall (FRA: RNM; WKN: 703000; ISIN: DE0007030009). Das sogenannte „100 Mrd. EUR Sondervermögen“ für die Bundeswehr wurde durch das Lösen der Verschuldungsgrenze vom Bundestag nun sogar auf bis zu 500 Mrd. EUR angehoben. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar 2022 verfünfzehnfachte sich der Kurs von knapp 90 auf gut 1.470 EUR. Hier oben in luftiger Höhe bewertet man die Düsseldorfer mittlerweile mit dem 4,5-fachen Umsatz und KGV 46 für das Jahr 2025e. Freilich dürften sich die Erlöse bis 2029 auf über 30 Mrd. EUR emporschwingen und auch diese Schätzung könnte noch zu konservativ sein. Erstaunlich ist nur, dass die Investoren das noch zu stemmende Wachstum der nächsten 4 Jahre bereits heute einpreisen. Dennoch: Die Phantasie scheint gegeben, denn auch wegen der Nato-Erweiterung erwarten Anleger offensichtlich eine mehrjährige Aufrüstungswelle in Europa. Die Analysten auf der Plattform LSEG haben ein Kursziel von 1.470 EUR für 2025 errechnet. Dort ist der Kurs nun angekommen, aber verkaufen will in diesem Umfeld natürlich niemand. Von 19 Experten sind nur 3 etwas skeptischer und votieren mit „halten“. Die Story ist für den rationalen Anleger kaum zu fassen.
Fazit
Die Börse hat mit der US-Administration so ihre Probleme. Denn Donald Trump brüskiert langjährige, stabile Beziehungen und degradiert ausländische Verbündete zu Befehlsempfänger. Kapitalanleger haben es daher nicht leicht, einen klaren Blick in die Zukunft zu wahren. Dennoch: Das Dauerthema Lieferketten und die Versorgung mit kritischen Metallen bleibt ein negativer Megatrend, den es durch eine geeignete Portfoliostruktur zu begegnen gilt. Neben Standardwerten aus Defense- und HighTech-Titeln sind daher auch künftige Lieferanten von kritischen Rohstoffen wie VanadiumCorp gefragt. Eine angemessene Streuung vermindert die Risiken erheblich.