Täglich neue Höchststände bei Hightech-Aktien und in der Krypto-Welt. Es scheint so, als gäbe es auch in den Kneipen kein anderes Thema mehr. Erinnert uns Börsianer stark zurück ins Jahr 2000 zur sogenannten Tech-Bubble, als der Reichtum in schnellen Zeichnungen lag, die schon nach wenigen Tagen zum vervielfachten Kurs weiterverkauft werden konnten. Damals hatten die StartUps teilweise noch gar keine Idee, wie sie die IPO-Einnahmen sinnvoll investieren sollen. Folglich verschwanden auch wieder 50 % der neuen Aktien vom Markt. Heute ist die Sache anders gelagert. Web 3.0 macht die Runde und die Blockchain Technologie hat sich etabliert. Das bringt IT-, Cloud und Anbieter von KI-Lösungen in den Fokus. Vergessen wird dabei oft, dass alle modernen IT-Lösungen einen hohen Strombedarf mit sich bringen. Somit rückt der Bedarf an Kupfer und Batteriematerialien in den Vordergrund. Wir beleuchten die Zusammenhänge. Wie immer bleibt Selektion und Streuung Trumpf für ein risikobewusstes Depot.

Künstliche Intelligenz – Energiebedarf vervielfacht sich

Laut Goldman Sachs wird der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), insbesondere von generativer KI, erhebliche Auswirkungen auf die weltweite Stromnachfrage haben. Aktuelle Prognosen deuten auf einen starken Anstieg des Energieverbrauchs insbesondere von Rechenzentren hin. Bis 2030 werden diese weitgehend durch KI-Arbeitslasten angetrieben und voraussichtlich 3 bis 4 % des weltweiten Stromverbrauchs auf sich vereinen, während es heute erst 1 bis 2 % sind. Dies stellt einen dramatischen Anstieg dar, der teilweise auf die energieintensive Art des Trainings und der Ausführung von KI-Modellen zurückzuführen ist, wie sie in generativen KI-Systemen verwendet werden. Diese Entwicklungen unterstreichen die doppelte Herausforderung, zum einen das rasche Wachstum der neuen Technologien zu bewältigen und gleichzeitig ihren Energie-Fußabdruck nachhaltig zu gestalten.

Nvidia und SMCI – Zwei Protagonisten der elektrifizierten Neuzeit

Ein guter Bekannter in allen Wachstums-Portfolios und weltweit investierten ETFs ist die Nvidia-Aktie (NASDAQ: NVDA WKN: 918422 ISIN: US67066G1040). Das US-Unternehmen aus Santa Clara (Kalifornien) wurde im 1993 gegründet und zog in der Marktkapitalisierung im laufenden Jahr auch schon mal an Apple vorbei. Mit der Herstellung von schnellen Grafik-Chips und der Bestückung großer Data-Center mit modernster Technologie ist Nvidia mittlerweile unangefochtener Marktführer in seinen Sektoren. Im Vor-Corona-Jahr 2019 machte das Unternehmen erst 11,7 Mrd. USD Umsatz, hingegen im laufenden Jahr 2024/25 sollen die Erlöse auf 128 Mrd. USD anschwellen, wobei das Nettoergebnis mit Faktor 26 von 2,7 auf knapp 70 Mrd. USD anstieg. Kein Wunder, dass die Marktkapitalisierung mit 3,36 Billionen USD eine Ausnahmeerscheinung an der Nasdaq darstellt. Nach einem Aktiensplit 1:10 hat der Kurs der Kalifornier mittlerweile etwas korrigiert und liegt aktuell wieder 12 % unter dem erreichten 2024er Höchststand von 152,90 USD. Nun lautet die Hackordnung auch wieder Apple, Nvidia und Microsoft, wenn es um die teuersten Unternehmen der Welt geht. Im Analysten-Konsens sind die Wachstumsaussichten aber kaum zu schlagen. So soll der Umsatz bis 2028 auf 240 Mrd. USD explodieren – also eine annähernde Verdopplung in nur 3 Jahren. Das KGV soll bei gleichbleibender Aktienzahl von 46 auf 22 sinken. Damit diese Aussichten alle in Erfüllung gehen, sollte der Kurs charttechnisch nicht mehr unter die 120 USD-Marke fallen, sonst droht Ungemach. Wir gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung fortsetzen wird, wenn keine ernstzunehmende Konkurrenz am Horizont auftaucht.

Ein enger Verbündeter von Nvidia ist das ebenfalls im Silicon Valley ansässige Unternehmen Super Micro Computer (NASDAQ: SMCI WKN: A40MRM ISIN: US86800U3023). Die IT-Spezialisten aus San Jose sind einer der größten Hersteller von leistungsstarken und hocheffizienten Servern, bieten aber auch Server-Management-Software, Speicher- und Kühlsysteme für verschiedene Anwendungen an. Hauptsächliche Verwendung der SMCI-Produkte ist in Unternehmensrechenzentren, im Cloud-, KI- und Edge Computing. Einige Ungereimtheiten und ein negativer Bericht von Hindenburg Research ließen den Hightech-Wert seit Erreichen des Hochs von über 120 USD regelrecht einbrechen. Mitte November sorgte die SMCI-Aktie aber wieder für Furore an den US-Märkten. Ganze 70 % Zuwachs in nur 6 Handelstagen. Natürlich war der Wert mit rund 20 USD ziemlich tief gefallen, immerhin hatte das Unternehmen aber auch keine schlüssigen Zahlen an die Börsenaufsicht berichten können, auch der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young kündigte jüngst sein Mandat. Doch nun hat SMCI einen Plan zur Vermeidung eines Delistings von der NASDAQ präsentiert. Als Prüfer konnte BDO verpflichtet werden, das stimmte die Anleger wieder mutig. Mit riesigen Umsätzen wurden wohl auch Leerverkäufer wieder zur Eindeckung gezwungen. Wie es jetzt weitergeht, muss sich zeigen, denn bei rund 35 USD sitzen mutige Einsteiger bereits wieder auf hohen Gewinnen. Die kurzfristigen Risiken für SMCI bleiben daher bestehen, auch wenn das KGV 2025e von 80 auf 12 eingedampft wurde. Es stehen noch zwei Quartalsberichte aus, die Ernst & Young nicht bestätigen konnte.

Electrum Discovery – Kupfer und Gold aus Serbien

Die Hightech-Branche und ihr Energiebedarf lenkt die Aufmerksamkeit auf mögliche Kupfer-Lieferanten, welche die erwartete Unterdeckung am Rohstoffmarkt ausgleichen könnten. Denn bis 2035 wird laut Experten von S&P Global ein bedeutendes Defizit im Kupferangebot prognostiziert. Aktuelle Analysen zeigen, dass die Kupfernachfrage aufgrund der Energiewende auf etwa 50 Millionen Tonnen pro Jahr steigen könnte. Dies wäre nahezu eine Verdopplung gegenüber den heutigen Werten. Gleichzeitig wird prognostiziert, dass das Angebot mit diesem Anstieg nicht Schritt halten kann, was zu einem Defizit von etwa 10 Millionen Tonnen jährlich führen könnte, immerhin etwa 20 % des geschätzten, globalen Bedarfs. Diese Unterdeckung stellt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere da Kupfer ein zentrales Element in elektrifizierungsbasierten Technologien wie Elektrofahrzeugen, Ladeinfrastruktur, Solar- und Windkraftanlagen sowie Energiespeichern ist. Die langwierige Genehmigungsdauer für neue Minen mit durchschnittlich 16 Jahren und begrenzte Recyclingkapazitäten verschärfen die Problematik weiter.

Für das rohstoffarme Europa rücken speziell strategische Metalle in den Fokus. Um die Herausforderungen der Zeit zu meistern, werden wohl auch bald die Hürden für die Genehmigung neuer Bergbaubetriebe sinken müssen.Eine Sicherung der Lieferketten ist für unsere eh schon angeschlagene Industrie geboten, um im Konkurrenzdruck mit Asien einigermaßen bestehen zu können.Serbien ist bekannt für seine Vorkommen an Batteriemetallen, insbesondere Lithium, Kupfer und Nickel. Noch ist Serbien kein EU-Mitglied, die Bereitschaft für Rohstoffabkommen könnte die Prüfungszeit für einen Beitritt aber möglicherweise beschleunigen. Vor Ort stößt man auf den kanadischen Explorer Electrum Discovery Corp. (TSXV: ELY, WKN: A401HN, ISIN: CA28616D1087),der sich auf Gold- und Kupfer-Vorkommen im ertragreichen westlichen Tethyangürtel konzentriert, die sich über ein 645 Quadratkilometer großes Explorationsgelände in der Republik Serbien ausdehnen. Im Fokus steht die Zone „Timok East“, sie erstreckt sich über 123 Quadratkilometer und umfasst die kürzlich entdeckte Bambino-Kupfer-Gold-Anomalie, welche weniger als fünf Kilometer vom Bor-Kupfer-Gold-Bergbaukomplex entfernt liegt. Nach geophysikalischen Untersuchungen mit hochgradigen Ergebnissen bei Bodenproben steht in Kürze ein Bohrprogramm an. Für das zweite Projekt Novo Tiamino soll die in 2021 angefertigte Vormachbarkeitsstudie (PEA) eine Aktualisierung erfahren. Mit etwas Weitblick kann hier eine Produktion von 50.000 Unzen Gold erwartet werden, was nach aktuellen Kosten und Spotpreisen in etwa 120 Mio. USD an Liquiditätszufluss pro Jahr bedeutet.

Bei der aktuell stattfindenden Exploration auf Timok East wurden durch eine Kombination aus geochemischen Oberflächenproben, Kartierungen und Schürfungen erfolgreich hochrangige Bohrziele definiert. Die nächsten Explorationsphasen werden daher darauf abzielen, diese Ziele durch eine Kombination aus detaillierter Geophysik und Diamantbohrungen weiter zu definieren und in der Tiefe zu testen. Bisherige Meilensteine der Untersuchungen ist eine bedeutende, offene Kupferanomalie, die in Formationen über 1,8 Kilometer Streichlänge bei Bambino identifiziert wurden. Eine zusätzliche Goldanomalie mit einer Länge von einem Kilometer, die parallel zur Kupferzone verläuft, wurde ebenfalls festgestellt. Gleichzeitig hat Electrum ein renommiertes Bohrunternehmen für ein 2.000 Meter umfassendes Jungfernbohrprogramm auf dem Zielgebiet Bambino Central gewonnen.

Anleger profitieren von den aktuellen Gold-Rekordständen und einem wiedererstarkten Kupferpreis bei rund 8.900 USD je Tonne mit dem Besitz der Electrum Aktie (ELY). Es gibt derzeit 95,91 Mio. Stücke im Markt, sie werden zwischen 0,10 und 0,12 CAD gehandelt. Damit summieren sich alle Projekte auf einen Börsenwert von rund 10 Mio. CAD. Diese temporäre Unterbewertung bietet u.E. exzellente Einstiegslevels. Schon in 2025 sollte die beschriebene Defizitsituation preistreibend wirken.

Palantir Technologies und C3.ai – Viel Euphorie und stramme Bewertung

Noch einmal zurück zu den vielbeachteten Hightech-Titeln. Im Umfeld von Sicherheits- und Big Data Analytik in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz bieten Palantir Technologies (NASDAQ: PLTR WKN: A2QA4J ISIN: US69608A1088) und C3.ai (NASDAQ: AI WKN: A2QJVE ISIN: US12468P1049) ein Spektrum interessanter Anwendungsfelder. Beide Unternehmen sind mit 100 bis über 300 % Zuwachs in den letzten 24 Monaten auffällig starke Profiteure der aktuell laufenden Megatrends. Die Nachfrage nach den Titeln ist seit Wochen ungebrochen. Bei C3.ai gibt es eine interessante Kooperation mit Microsoft zu vermelden. Die seit 2018 bestehende Zusammenarbeit wird nun zu einer strategischen Partnerschaft ausgebaut, um die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen auf der Cloud-Computing-Plattform Microsoft Azure zu beschleunigen. Im Rahmen der neuen Vereinbarung ist Microsoft der bevorzugte Cloud-Anbieter für die KI-Angebote von C3, umgekehrt integriert C3 die Anwendungssoftware Microsoft Azure. C3.ai als kleinerer Partner profitiert extrem von der breiten Marktpräsenz der 800mal größeren Microsoft.

Auch bei Palantir Technologies herrscht operative Feierlaune. Die Umsätze und Gewinne steigen, allerdings schraubt sich auch die Bewertung steil in den Himmel. Mittlerweile wird ein 2025e KGV von 130 aufgerufen, die durchschnittlichen Kursziele der Analysten bei etwa 38 USD wurden bereits um über 75 % übertroffen. Kein Wunder, dass CEO Alex Karp nach jahrelanger Aufbauarbeit auch mal Kasse macht. Anfang November wurde gemeldet, dass er in den vergangenen drei Monaten fast 40 Mio. Aktien für insgesamt 1,9 Mrd. USD verkauft hat, wie aus einem kürzlich veröffentlichten SEC-Bericht hervorgeht. Eine weitere Belastung könnte sich aus Karps derzeitiger Handelsstrategie ergeben, die den Verkauf von weiteren 9 Mio. Aktien bis Mai 2025 erlaubt. Jefferies traut sich im aktuellen Umfeld eine Abstufung und einem neuen Kursziel von tiefen 29 USD zu. Auf der Plattform Refinitiv Eikon sprechen auch nur noch 3 von 19 Analysten eine Kaufempfehlung aus. Womöglich steht der Titel schon Anfang 2025 auf der Verkaufsliste von Fondsmanagern, die für 2024 noch eine Top-Rendite ausweisen wollten. Das Chance-Risiko-Verhältnis steht somit nicht zum allerbesten.

Fazit

Die Hightech- und KI-Welle rollt ungebremst weiter. Weltweit agierende Vermögensmanager kommen wegen der hohen Gewichtung der liquiden Titel nicht um eine Allokation umhin. Dass mit der Nutzung dieser Technologien ein hoher Energiebedarf verbunden ist, stellt so manchen Ressourcenplaner vor Rätsel. Denn die verfügbare Energiemenge kann nicht adhoc angepasst werden. Langfristige Investitionen in den Bergbau werden nötig, um die Rohstoffdefizite zu beheben und Lieferketten sicherer zu machen. Die EU hat Projekte wie die von Electrum Discovery innerhalb ihres Territoriums. Eine Beschleunigung von bürokratischen Prozessen würde allen Beteiligten helfen. Anleger sollten heute mehr den je auf fundamentale Daten achten, dann trägt das Portfolio weniger Adhoc-Risiken. Eine ausgewogene Mischung aus Sektoren und Ländern senkt die Volatilität der Rendite erheblich.

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Verfasst von nebenwerte ONLINE Redaktion

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